Ferdinand von Saar an Anton Emanuel Schönbach, 3. 1. 1888

Blansko in Mähren; 3' Januar 1888.

Hochverehrter Herr Regierungsrath!

Ich kann das neue Jahr nicht besser beginnen, als in dem ich Ihnen danke. Es wurde mir nämlich von befreundeter Hand unter Kreuzband ein kleines Buch zugesendet, in welchem meiner Novellen in so auszeichnender Weise gedacht wird. Aber nicht allein für diese mich hocherfreuende und fördernde Anerkenung muß ich Ihnen danken: sondern auch für den geistigen Genuß, den mir das Werk selbst in seiner so überaus vornehmen Haltung und durch die tiefen Wahrheiten, die es ausspricht, bereitet hat. Schon lange bevor ich es erhielt, hatte ich meinen Verleger beauftragt, Ihnen ein Exemplar der zweiten, um ein gutes Drittel vermehrten Auflage meiner Gedichte zu übersenden; denn Sie werden wohl selbst fühlen, wie sehr ich wünschen müßte, daß meine Schriften von Ihnen gekannt seien – und mit den Gedichten wollte ich den Anfang machen. Manche, so darf ich hoffen, werden Ihnen gefallen, ich spreche daher die herzliche Bitte aus, das Buch mit liebevoller Aufmerksamkeit vorzunehmen und gewogen zu bleiben,
wahrhaft verehrter Herr,
Ihrem
tief ergebenen
Ferdinand von Saar.