Seit langem hat mir nichts so große Freude bereitet wie Ihre anerkennenden und so
überaus herzlichen Zeilen. Ja, so ist es: Die sich verstehen könnten, gehen im
Leben oft, ohne sich zu erkennen, einander vorüber. Ich bin stolz darauf, daß
Ihnen diese Empfindung nachträglich gekommen ist; ich selbst habe schon damals
lebhaft bedauert, daß ich Ihnen schriftstellerisch ganz fremd geblieben war. Die
Initiative wollte ich insoferne nicht ergreifen, als mich die Erfahrung gelehrt
hatte, daß derlei Versuche in der Regel zu keinem erfreulichen Resultat führen.
Nun aber schätze ich mich glücklich, daß Alles so gekommen ist und gebe mich den
schönsten Hoffnungen für die Zukunft hin. Ihrer so überaus
liebenswürdigen Einladung, für die ich wärmstens danke, werde ich freilich in
diesem Winter kaum folgen können. Den erstens bin ich schon hier und in
Wien verpflichtet – und zweitens wird mir in
Folge eines chronischen Unterleibsleidens das Reisen in kalter Jahreszeit fast
unmöglich. Überdieß bin ich gegenwärtig mit einem Fußübel behaftet, das mich
nahezu vier Wochen an Bett und Zimmer gefesselt hielt; nun gehe ich zwar aus,
aber höchst mühselig mit Hilfes eines festen Stockes. Dabei verspüre ich in den
letzten Tagen auch Schmerzen im linken Knie, die ich früher nicht hatte und
welche mich mit allerlei schlimmen Befürchtungen erfüllen. Sollte etwa gar ein
langwieriges Siechthum daraus werden? Das würde meinem Leben, das ohnehin
traurig genug ist, noch den Rest geben . . . . .
Daß Sie in meinen Novellen die
oesterreichge Luft geschmeckt, war mir eine Freude zu
vernehmen. Ja, nur ein
Oesterreicher kann
diese kleinen Schöpfungen verstehen und genießen – trotz ihrer
Mängel und Schwächen. Was nun den Titel des
Buches betrifft, so muß ich Ihnen nach einiger Überlegung
vollständig Recht geben; zu ändern ist die Sache nicht mehr – leider!
Hinsichtlich der »
Troglodytin« möchte ich nur sagen,
daß nicht der Adjunkt, sondern der alternde, durch das Leben gereifte
Forstmeister die Geschichte aus der Erinnerung
heraus erzählt. Demnach mag der Ton nicht ganz richtig sein –
Sie hätten sonst gewiß nicht das Gefühl davon gehabt. Aber das ist überhaupt die
mißliche Seite der »Ich-Geschichten.« –
Daß Ihr
Buch ȟber Lesen und
Bildung« der dritten Auflage entgegen geht, ist ein höchst erfreulicher
Beweis, daß Sie damit den kleinen Kreis, der es »mit dem Leben und seinen
Aufgaben ernst nimmt«, beständig erweitern. Ich gratuliere vom Herzen zu diesem
Erfolg, der ja auch mich fördert. Und so habe ich in mehr als
einer Hinsicht Ursache, Ihnen dankbar zu sein. Möchte es mir doch vergönnt
werden, Ihnen in nicht allzu ferner Zeit auch mündlich sagen zu können, wie sehr
Ihnen ergeben ist